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Foto: Walter Moßner
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Die Kreation einer Rotweincuvée

Erlebnis Weinberg machte es möglich:


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Draußen 35 Grad im Schatten; drinnen moderate Temperaturen. Der Winzer stellt die Grundweine auf den Tisch, verteilt Papier, Bleistift sowie Spuckgefäße, lässt zwei Gruppen bilden. Keiner der Teilnehmer hat Erfahrung mit dem, was zu tun ist. Aber die Cuvéesierung gehört zum Kursprogramm.

Zur Erinnerung: Eine Cuvée ist eine Mischung aus verschiedenen Rebsorten. Jeder klassische Bordeaux, jeder Chateauneuf-du-Pape und jeder Bardolino besteht aus so einem Mix von Rotweinen. Anders ist es bei Burgunder (Pinot noir) oder Brunello (Sangiovese). Hier gelangen nur Weine aus einer Sorte in die Flasche.

Am Anfang steht die Verkostung von vier 2012er Grundweinen in Literflaschen ohne Etikett. Die Teams lassen Cabernet Sauvignon, Acolon, Domina und Regent im Gaumen kreisen. Aus diesen Rebsorten soll sich unser Rotwein zusammensetzen. Im Gegensatz zu einer Weinprobe wird nichts gereicht, was die Geschmacksnerven ablenken könnte: kein Schwarzbrot, keine Käsewürfel, kein Salzgebäck. Noch nicht einmal Mineralwasser ist zugelassen; zum Neutralisieren muss Wasser aus der Leitung genügen.

Bevor die eigentliche Arbeit beginnt, erhält jede Gruppe ein Messgefäß, das an Chemiestunden erinnert. Und so ähnlich verläuft unser Experiment. Doch ohne Protokollführer geht nichts. Als der bestimmt ist, fangen wir an zu mixen, penibel festgehalten in welchem Verhältnis.

Gleich zu Beginn schlagen die Gruppen unterschiedliche Wege ein. Die erste will es fruchtig; die andere südlich schwer. Immer neue Mischungen machen die Runde. Es wird gemixt, probiert, diskutiert, notiert, verworfen. In Anlehnung an das Bordelais experimentiert das zweite Team am Ende mit nur drei Komponenten, ohne ganz vom Ergebnis überzeugt zu sein.

Das ist der Moment, in dem Gerhard Roth mit seiner Erfahrung dezent eingreift. Er testet die Mischung und sagt, als er sie hinuntergeschluckt hat: "Nicht übel." Aber versucht es doch einmal mit fünf Prozent Regent als Zugabe.

Wir geben den Regent dazu. Eine nun schon geübte Kollegin hält die flache Hand über das Messgefäß und dreht es vorsichtig um 180 Grad. Wir probieren. Was für eine Veränderung, was für eine Überraschung! Die fünf Prozent Regent machen die Cuvée zu einem rassigen Rotwein, der auch die Zustimmung der Gruppe eins findet. Deren Kreation war fruchtiger, aber nicht so "südlich".

Natürlich bleibt das Mischungsverhältnis geheim. Nur so viel sei verraten: Hohe Anteile an Caberet und Acolon, geringere Zugaben von Domina und die fünf Prozent Regent lassen im Fass einen Wein heranreifen, den man zu Weihnachten getrost an Freunde in Frankreich und Italien verschenken kann.

Wenigstens ein Geheimnis sei gelüftet. Die hohen Temperaturen ließen die Phantasie sprießen, als es ums Etikett ging: Die 35 Grad geben der Sonderedition ihren Namen: 35 CRAD (die Abkürzung für die Rebsorten der Cuvée): Cabernet, Regent, Acolon, Domina.

Text: W. Schmieg

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